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Kaschmir

Sie ist klein, zierlich und wird seit Jahrhunderten in den Hochtälern des Himalaya, der Mongolei, Iran und Afghanistan als Haus- und Herdentier gehalten: Die Kaschmirziege, Lieferant der teuren und weltweit geschätzten Kaschmirwolle, auch als Cashmere bekannt. Weil die Tiere in extremen Höhen – bis zu 4.000 Meter – und bei extremen Temperaturen – im Winter bis zu minus 30 Grad – überleben müssen, haben sie ein besonders feines Unterhaar entwickelt. Dieses Unterhaar ist das Objekt der Begierde und wegen der extremen Temperaturen kann es nur ausgebürstet oder von den Büschen gesammelt werden, an denen es die Tiere verloren haben. Würde man die Kaschmirziegen scheren, würden sie erfrieren. Das Ergebnis des Bürstens und Sammelns ist denn auch recht mager: 100 Gramm Haare erhält man pro Jahr pro Tier.

Geschichte: Die Engländer machten Kaschmir zum Goldstandard. Über ihre Kolonien von Persien bis nach Tibet längst des Himalaya-Massivs kam der Cashmere ins Empire. Ein Kaschmirtuch war Zeichen von wahren Wohlstand; die Tücher –  deren Feinheit daran gemessen wurden, ob sie sich durch einen Fingerring ziehen ließen – kosteten bis zu 10.000 Pfund. Dafür konnte man im 19. Jahrhundert ein kleines Haus kaufen.

Qualität: Entscheidend für die Kaschmir-Qualität ist die Feinheit der Fasern, die in Mikron gemessen wird. 1.000 Mikron entsprechen dabei einem Millimeter. Damit die Kaschmirfaser für die Weiterverarbeitung überhaupt in Betracht gezogen wird, darf die Dicke der Faser 19 Mikron nicht überschreiten.2 Das Ergebnis: Kaschmirwolle fühlt sich auf der Haut besonders weich an – das kratzende Gefühl, das man von 

 

 

herkömmlicher oder gar minderwertiger Wolle kennt, stellt sich hier nicht ein.

Eigenschaften: Kaschmirwolle wärmt sechsmal besser als Schafwolle. Feuchtigkeit wird schnell aufgenommen und nach draußen abgeführt – gleichzeitig ist Kaschmir wasserabweisend. Und: Sie ist sehr flexibel. Zerknittert die Kaschmirwolle, findet sie schnell zu ihrer Ursprungsform zurück. Was bedeutet: Sie muss nicht gebügelt werden.

Vorsicht vor Fälschungen: Es gibt derzeit kein verlässliches Verfahren, mit dem man erkennen kann, wie hochwertig der angebotene oder gekaufte Cashmere tatsächlich ist. Über einen mikroskopischen Test lässt sich nur herausfinden, ob Kunstfasern dem Kaschmir beigemischt wurden. Werden mindere Wollsorten wie beispielsweise Schafswolle mit eingearbeitet, ist das nicht feststellbar. Grund: Alle Tierwollen haben identische Strukturen. 

Es gibt allerdings ein zwei Ansatzpunkte, aus denen man auf Fälschungen schließen kann:

Der Preis: Ein Kilogramm „rohe“ Kaschmirwolle wird derzeit mit Preisen um 500 Euro gehandelt. Für einen Pullover werden rund 200 Gramm verarbeitet – wer also einen Pullover unter 100 Euro findet, kann davon ausgehen, dass dieser mit Kaschmir nur wenig zu tun hat.

Der Brenntest: Ein paar Fasern anzünden. Sind sie schwer entzündbar und riechen süßlich, ist es Kaschmir.