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Kammgarn

Als Kammgarn  wird ein Garn bezeichnet, das aus dem Kammzug der Wolle, der sogenannten Kammwolle, anderen feinen Tierhaaren, aus Chemiefasern oder aus Mischungen dieser Fasern nach dem Kammgarnspinnverfahren hergestellt wird. Dabei werden die Fasern, die zu Kammgarn veredelt werden sollen, vor deren Verarbeitung von Verunreinigungen und von kurzen Faserstoffen befreit. Nach dieser Vorbehandlung werden die Fasern nachgekämmt, verzogen und vorgestreckt; es kommt zu einer gleichmäßigen Faserausrichtung. Das Resultat ist der sogenannte Kammzug, also das Material, das schließlich zum Spinnen von Kammgarnen verwendet werden kann.

Geschichte: Dieses Verfahren wurde im 16. Jahrhundert von holländischen Spinnern nach England, damals führende Textilnation der Welt,  gebracht. Zum ersten Mal Geschichte schrieb dieses für seine Zeit technologisch innovative Material bei einer Hinrichtung: Die schottische Königin Maria Stuart trug bei ihrem Gang zum Schafott 1587 weiße mit Kammgarn gestrickte Strümpfe, „Guernseys“ genannt. So notierten es jedenfalls Beobachter der historischen Szene. Ursprünglich wurde das Kämmen von Frauen ausgeführt. Als die Kämme jedoch immer länger und schwerer und diese in großen Töpfen zusätzlich erhitzt wurden, um das Wollwachs geschmeidiger zu machen, wurde aus dem Frauen- ein Männerjob. Und das für Jahrhunderte. Erst nach der Einführung einer Kämmmaschine im Jahr 1856 fand die Handkämmerei in der Textilindustrie sein Ende.

Verwendung: Kammgarnstoffe werden vor allem für hochwertige Oberbekleidung verwendet. Dazu zählen beispielsweise Web- oder Strickware. Aber auch für die
Herstellung anspruchsvoller Funktionstextilien, also Textilien, die über funktionelle Eigenschaften verfügen wie etwa Thermoregulation, Abweisen von Schmutz oder Schutz vor Wind und Wasser, finden sie zunehmend Verwendung.