Angora
Die feinen, weichen Fasern des ursprünglich aus der Türkei und der jordanischen Wüste stammenden Angorakaninchens kommen hauptsächlich in weiß vor. Meist wird Angora mit anderen Fasern gemischt. Die Fasern werden bis zu zehn Zentimeter lang und haben hervorragende isolierende Eigenschaften. So halten sie die Kaninchen bei Tag kühl und in kalten Wüstennächten warm.
Geschichte: Die Zucht des Angorakaninchens in Europa begann vor etwa 300 Jahren in England, nachdem das Kaninchen aus Ankara eingeführt wurde. Es ist somit eine der ältesten Kaninchenrassen der Welt. Die schon damals meist sogenannten „albinotischen“ Tiere kamen ab 1777 auch nach Deutschland. Ihre wertvolle Wolle und deren staatlich geförderte Produktion führten zu einer schnellen Verbreitung der Rasse. Ihren Höhepunkt erreichte die Nachfrage nach Angorawolle in Zeiten der Armut des Zweiten Weltkriegs. Seit der Nachkriegszeit ging die Nachfrage jedoch stark zurück, so dass die Zahl der Züchter erheblich sank. Seit 2002 steht das Angorakaninchen auf der Roten Liste der bedrohten Haustierrassen.
Gewinnung: In der Regel werden die Haare des Angora-Kaninchens – viermal im Jahr, wenn das Fell mindestens sechs Zentimeter lang ist – mittels einer Schur gewonnen, welche dem Tier bei sachgemäßer Durchführung keine Schmerzen und Verletzungen zufügen sollte. Allerdings sind aus chinesischen Zuchtfarmen Bilder bekannt, die das brutale Ausreißen der Wolle dokumentieren. Daher sollten Kunden auf die Herkunft der Wolle achten, um diese Tierquälerei nicht zu unterstützen. In
Deutschland zum Beispiel werden Züchter, Unterbringung der Tiere und die schonende Schur kontrolliert.
Eigenschaften: Angorawolle ist besonders flauschig und erzeugt ein wohliges Gefühl beim Tragen. Weil die Angorafasern innen hohl sind, sie Wärme ideal speichern. Außerdem speichern die Fasern Feuchtigkeit – zu 60 Prozent des Eigengewichts und geben sie dann nur langsam wieder nach außen ab.
Pflegetipps:
Angorawolle ist eine äußerst sensible Wollart, weil die Fasern sehr fein, weich und leicht sind – eine entsprechende Pflege ist deshalb unbedingt notwendig, um das wohlige Gefühl beim Tragen zu erhalten. Angorawolle kann entweder per Hand, in der Maschine oder in der Reinigung gewaschen werden.
Waschmaschine: Nur im Wollwaschgang.
Per Hand: Ist besonders schonend ist die Handwäsche. Darauf achten, das Kleidungsstück nicht zu reiben oder auszuwringen, um die Fasern nicht zu beschädigen. Zur Trocknung das Kleidungsstück in ein Frotteehandtuch einwickeln und die Feuchtigkeit vorsichtig ausdrücken. Zum Endtrocknen das Kleidungsstück niemals aufhängen sondern immer hinlegen.
Reinigung: Besonders hartnäckige Flecken können nur per Reinigung entfernt werden.
Nach dem Trocknen: Oft „stehen“ die Fasern nach Waschen und Trocknen nicht mehr so schön. Dann mit einer weichen Haarbürste das Kleidungsstück vorsichtig mit und gegen den Strich kämmen. Alternative: Kleidungsstück in eine Plastiktüte legen und einige Male schütteln. Die statische Aufladung sorgt dafür, dass sich die Fasern wieder aufrichten.
Lagerung: Angorakleidung möglichst in eine Plastiktüte verpacken – Motten lieben Angora.
Ab ins Eisfach: Leider hat auch Angora die unangenehme Eigenschaft zu fusseln. Dagegen hilft das Gefrierfach. In eine Plastiktüte verpackt über Nacht ins Eisfach legen, ist der Pullover – nach dem Auftauen! – wieder Fusselfrei wie gerade gekauft.
Unbedingt vermeiden: Mit einer Fusselrolle kann man bei glatten Wollarten einfach und effektiv Fusseln entfernen. Bei Angorawolle jedoch nimmt die Rolle nicht nur die losen Fasern mit, sondern reißt oft auch noch festsitzende raus. Auch ein
Fusselrasierer zerstört den Pullover oder Schal, weil er alles wegrasiert, ob lose oder nicht. Eben auch den schönen Flaum, das Charakteristische des Angora.