Ich habe stricken gelernt, lange bevor ich eigene Kinder hatte. Während meiner Schwangerschaft habe ich quasi bis kurz vor meiner Entbindung gestrickt. Mit der Wolle und den Nadeln in den Händen und meinem Baby auf dem Schoß habe ich unzählige Stunden verbracht. Ich habe zu jeder Zeit gestrickt – trotz der Kleinen, die geknuddelt werden wollten, erkältet waren, laufende Nasen hatten, Fieber und so manches Wehwehchen. Jetzt sind meine Kinder im Schulpflichtigen Alter und somit habe ich wieder reichlich kinderfreie Zeit in der ich stricken kann. Ich stricke wirklich überall wo es geht, und nutze jede freie Minute dazu. Ich denke, ich werde auch noch stricken, wenn die Kinder ihren Schulabschluss machen...
Mir ist klar geworden, dass ich meine Strickfertigkeiten stetig verbessert habe, während ich gleichzeitig in meine Rolle als Mutter hineinwuchs. Ich frage mich, ob das wohl auch einen Einfluss auf meine Kinder haben könnte? Das Klicken der Stricknadeln ist irgendwie der „Soundtrack“ zu ihrem Leben geworden. Sie kennen ihre Mutter nur mit Stricknadeln in der Hand. Und irgendwie hoffe ich, dass meine Liebe zum Stricken auch auf meine Kinder abgefärbt hat.
Je mehr ich darüber nachdenke, bin ich mir sicher, dass das ein positiver Einfluss sein wird. Ich betrachte meine kreative Ader durchaus als Geschenk. Nicht nur für mich selbst. Ich denke, dass ich diese positiven Eigenschaften mit Sicherheit weitergeben kann. Ich hoffe, dass die Kinder irgendwann selbst eine Strick- oder Häkelnadel zur Hand nehmen werden und die Tradition der Handarbeit fortführen werden. Aber auch wenn nicht, hoffe ich, dass sie die positiven Seiten daraus erkennen werden. Einfach nur, dass es sich kuschelig und warm anfühlt, wenn man z.B. selbstgestrickte Pullis trägt.
Stricken hat mir auch Geduld beigebracht. Es hat mir gezeigt, dass „gut Ding Weile braucht“, dass ich auf meine Ziele fokussiert bleiben muss und einfach Spaß und Zufriedenheit erfahre, wenn man Dinge selber herstellt.
Ich hoffe sehr, dass meine Kinder einmal begreifen, wie schön es ist, etwas zu kreieren und von Anfang bis Ende zu gestalten. Eine wunderschöne Sache, in unserer schnelllebigen Welt. Es muss auch nicht immer der sofortige Erfolg sein. Manchmal braucht es seine Zeit, bis etwas so richtig „rund“ wird. Stricken, das ist ein Prozess von Masche zu Masche. Endlose Wiederholungen. Aber am Ende steht ein fertiges Produkt und das verschafft ungeheure Befriedigung. Mit Geduld erreicht man beim Stricken sein Ziel – und das kann ein Schal, eine Mütze oder ein Pullover sein. Immer Schritt für Schritt.
In dieser hektischen Zeit bleibt die Geduld leider oft auf der Strecke. Ich bin jedoch stolz darauf sagen zu können, dass mir das Stricken beigebracht hat, Geduld zu üben. Jeden Tag. Meine Kinder haben mich noch nie aufgeben sehen. Sie haben schon oft mitgekriegt, dass ich ein Strickstück wieder aufribbeln musste, da „Mami einen Fehler gemacht hat“. Da gab es dann auch manches Mal Tränen und Frustration. Und das kann auch den versiertesten Strickerinnen passieren. Ich bringe ihnen jedoch bei, niemals aufzugeben. Mögen die Hürden noch so groß sein.
Ich hoffe, dass meine Kinder sehen und verstehen, wie wichtig Kreativität ist. Auch auf ungewöhnliche Arten. Bevor ich stricken konnte, waren kreative Menschen für mich immer die Künstler, Schauspieler, Maler und Musiker. Aber Stricken ist wirklich auch ein sehr kreativer Prozess. Es ist die Auswahl des Garns, die Auswahl der Farben, der Form des Modells usw. Alles was du machst, ist kreativ. Das versuche ich auch meinen Kindern zu vermitteln. Obwohl es auch Generationen gab, wo das Stricken nicht so angesagt war, ist es doch als eine Form von Handarbeit immer eine kreative Tätigkeit gewesen. Ich weiß, dass meine Kinder sich nicht nur an die selbstgestrickten Decken, Schals usw. erinnern werden, sondern dass sie dabei auch immer eine sehr glückliche Mutter hatten, die ihr Hobby über alles liebt(e).
Ich hoffe, dass mein „Strick-Vermächtnis“ überdauern wird und dass meine Kinder davon etwas mitnehmen werden.
Autor: Von Ashlee Lackovic
Bilder: AMANO; Ashlee Lackovic